Proklos“ – Bearbeiten

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An Dietrichs Überlegungen knüpfte im 14. Jahrhundert der neuplatonisch orientierte, stark von Pseudo-Dionysius beeinflusste Gelehrte [[Berthold von Moosburg (Dominikaner)|Berthold von Moosburg]] an. Er verfasste die ''Expositio super elementationem theologicam Procli'', einen ausführlichen Kommentar zu Proklos’ ''Elementatio theologica'', in dem er sich besonders mit der Metaphysik des höchsten Guten befasste. Aus Bertholds Sicht war Proklos nicht nur ein mit wissenschaftlicher Stringenz vorgehender Denker, sondern zugleich auch als Weisheitslehrer ein „göttlicher Mensch“, der seinen Lesern den Weg zur Vergöttlichung wies. Wohl von Berthold bezog der Prediger [[Johannes Tauler]] († 1361) sein Wissen über die Theologie des „Proculus“, der als „heidnischer Meister“ in der Lage gewesen sei, die Gotteserfahrung im [[Seelengrund]] zutreffend zu beschreiben. Ein weiterer namhafter Proklos-Rezipient war [[Dionysius der Kartäuser]] († 1471), einer der einflussreichsten [[Scholastik]]er des ausgehenden Mittelalters. Er zitierte die ''Elementatio theologica'' ausgiebig.<ref>Siehe dazu Helmut Boese: ''Wilhelm von Moerbeke als Übersetzer der Stoicheiosis theologike des Proclus'', Heidelberg 1985, S. 69 f., 84; Kurt Flasch: ''Einleitung''. In: Maria Rita Pagnoni-Sturlese, Loris Sturlese (Hrsg.): ''Berthold von Moosburg: Expositio super Elementationem theologicam Procli. Prologus. Propositiones 1–13'', Hamburg 1984, S. XII–XIV; Markus Führer, Stephen Gersh: ''Dietrich of Freiberg and Berthold of Moosburg''. In: Stephen Gersh (Hrsg.): ''Interpreting Proclus'', Cambridge 2014, S. 299–317, hier: 305–316; Loris Sturlese: ''Homo divinus'', Stuttgart 2007, S. 143–148, 181–197.</ref>
An Dietrichs Überlegungen knüpfte im 14. Jahrhundert der neuplatonisch orientierte, stark von Pseudo-Dionysius beeinflusste Gelehrte [[Berthold von Moosburg (Dominikaner)|Berthold von Moosburg]] an. Er verfasste die ''Expositio super elementationem theologicam Procli'', einen ausführlichen Kommentar zu Proklos’ ''Elementatio theologica'', in dem er sich besonders mit der Metaphysik des höchsten Guten befasste. Aus Bertholds Sicht war Proklos nicht nur ein mit wissenschaftlicher Stringenz vorgehender Denker, sondern zugleich auch als Weisheitslehrer ein „göttlicher Mensch“, der seinen Lesern den Weg zur Vergöttlichung wies. Wohl von Berthold bezog der Prediger [[Johannes Tauler]] († 1361) sein Wissen über die Theologie des „Proculus“, der als „heidnischer Meister“ in der Lage gewesen sei, die Gotteserfahrung im [[Seelengrund]] zutreffend zu beschreiben. Ein weiterer namhafter Proklos-Rezipient war [[Dionysius der Kartäuser]] († 1471), einer der einflussreichsten [[Scholastik]]er des ausgehenden Mittelalters. Er zitierte die ''Elementatio theologica'' ausgiebig.<ref>Siehe dazu Helmut Boese: ''Wilhelm von Moerbeke als Übersetzer der Stoicheiosis theologike des Proclus'', Heidelberg 1985, S. 69 f., 84; Kurt Flasch: ''Einleitung''. In: Maria Rita Pagnoni-Sturlese, Loris Sturlese (Hrsg.): ''Berthold von Moosburg: Expositio super Elementationem theologicam Procli. Prologus. Propositiones 1–13'', Hamburg 1984, S. XII–XIV; Markus Führer, Stephen Gersh: ''Dietrich of Freiberg and Berthold of Moosburg''. In: Stephen Gersh (Hrsg.): ''Interpreting Proclus'', Cambridge 2014, S. 299–317, hier: 305–316; Loris Sturlese: ''Homo divinus'', Stuttgart 2007, S. 143–148, 181–197.</ref>


[[Datei:Pietro Balbi, Letter, Bergamo, Ms. MA 490.jpg|mini|Pietro Balbi, Widmungsbrief an König [[Ferdinand I. (Neapel)|Ferdinand I. von Neapel]] zu seiner lateinischen Übersetzung von Proklos’ ''Platonischer Theologie'', 1466. Bergamo, Civica Biblioteca Angelo Mai, MA 490, fol. 1r.]]
[[Datei:Pietro Balbi, Letter, Bergamo, Ms. MA 490.jpg|mini|Pietro Balbi, Widmungsbrief an König [[Ferdinand I. (Neapel)|Ferdinand I. von Neapel]] zu seiner lateinischen Übersetzung von Proklos' ''Platonischer Theologie'', 1466. Bergamo, Civica Biblioteca Angelo Mai, MA 490, fol. 1r.]]
[[Nikolaus von Kues]] (1401–1464) ließ sich in zentralen Bereichen seiner Philosophie von Grundgedanken des Proklos anregen. Intensiv studierte er die ''Elementatio theologica'' und den ''Parmenides''-Kommentar, die ihm in der Übersetzung Moerbekes vorlagen. Überdies veranlasste er den italienischen [[Renaissance-Humanismus|Humanisten]] [[Pietro Balbi]] (Petrus Balbus), die erste lateinische Übersetzung der ''Platonischen Theologie'' anzufertigen. Die erste Fassung dieser Übersetzung wurde 1462 vollendet. Nikolaus versah seine Handschriften der drei Werke mit zahlreichen Randnotizen, die teils ausführliche Erläuterungen enthalten. Sein Anliegen war insbesondere die Vertiefung des Verständnisses der absolut transzendenten Einheit und die Klärung des Verhältnisses des Einen zur Vielheit. In der [[Erkenntnistheorie]] verwertete er eine Reihe von proklischen Konzepten und Denkstrukturen für seine eigene Lehre, darunter die These, dass der Rückgang des Denkens in sich selbst zur Sicht der eigenen Einheit führe, in der sich die absolute Einheit als konstitutive Voraussetzung des Denkens zeige, wodurch sich eine unbezweifelbare Gewissheit erlangen lasse. Das von Nikolaus entwickelte Konzept des „Nicht-Anderen“, nach dem jedes Einzelne in sich die gesamte Wirklichkeit enthält und die Wahrheit daher nicht im Anderen zu suchen ist, war als Präzisierung und Fortführung der proklischen Theorie des Einen gedacht. Allerdings wich der spätmittelalterliche Philosoph von dem antiken Modell ab, indem er dem göttlichen Nicht-Anderen einen [[Dreifaltigkeit|trinitarischen]] Aspekt zuwies.<ref>Werner Beierwaltes: ''Procliana'', Frankfurt 2007, S. 172–177, 187–189, 191–212, 217–222; Stephen Gersh: ''Nicholas of Cusa''. In: Stephen Gersh (Hrsg.): ''Interpreting Proclus'', Cambridge 2014, S. 318–349.</ref>
[[Nikolaus von Kues]] (1401–1464) ließ sich in zentralen Bereichen seiner Philosophie von Grundgedanken des Proklos anregen. Intensiv studierte er die ''Elementatio theologica'' und den ''Parmenides''-Kommentar, die ihm in der Übersetzung Moerbekes vorlagen. Überdies veranlasste er den italienischen [[Renaissance-Humanismus|Humanisten]] [[Pietro Balbi]] (Petrus Balbus), die erste lateinische Übersetzung der ''Platonischen Theologie'' anzufertigen. Die erste Fassung dieser Übersetzung wurde 1462 vollendet. Nikolaus versah seine Handschriften der drei Werke mit zahlreichen Randnotizen, die teils ausführliche Erläuterungen enthalten. Sein Anliegen war insbesondere die Vertiefung des Verständnisses der absolut transzendenten Einheit und die Klärung des Verhältnisses des Einen zur Vielheit. In der [[Erkenntnistheorie]] verwertete er eine Reihe von proklischen Konzepten und Denkstrukturen für seine eigene Lehre, darunter die These, dass der Rückgang des Denkens in sich selbst zur Sicht der eigenen Einheit führe, in der sich die absolute Einheit als konstitutive Voraussetzung des Denkens zeige, wodurch sich eine unbezweifelbare Gewissheit erlangen lasse. Das von Nikolaus entwickelte Konzept des „Nicht-Anderen“, nach dem jedes Einzelne in sich die gesamte Wirklichkeit enthält und die Wahrheit daher nicht im Anderen zu suchen ist, war als Präzisierung und Fortführung der proklischen Theorie des Einen gedacht. Allerdings wich der spätmittelalterliche Philosoph von dem antiken Modell ab, indem er dem göttlichen Nicht-Anderen einen [[Dreifaltigkeit|trinitarischen]] Aspekt zuwies.<ref>Werner Beierwaltes: ''Procliana'', Frankfurt 2007, S. 172–177, 187–189, 191–212, 217–222; Stephen Gersh: ''Nicholas of Cusa''. In: Stephen Gersh (Hrsg.): ''Interpreting Proclus'', Cambridge 2014, S. 318–349.</ref>


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