Proklos

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Proklos (* um 410 in Konstantinopel; † 17. April 485 in Athen; (Griechisch Vorlage:Polytonisch, Próklos ho Diádokhos)) war ein spätantiker griechischer Philosoph und einer der bedeutendsten Vertreter des Neuplatonismus.

Leben und Werk

Proklos verbrachte seine Jugend in Lykien und studierte später in Alexandria und bei Syrianos in Athen. Ab 437 übernahm er von seinem Lehrer die Leitung der Platonischen Schule zu Athen, die er bis zu seinem Tod 485 innehatte. Zu seinen wichtigsten Schülern zählte Damaskios. Die näheren Umstände seines Lebens werden in einer Biographie geschildert, die Marinos, ein anderer Schüler und Nachfolger des Proklos, verfasst hat.

Proklos verstand sich als Schüler Platons und systematisierte insbesondere die Ideenlehre gemäß dem Sonnengleichnis in der Politeia und der Metaphysik des Aristoteles. Er verfeinerte und systematisierte die neuplatonische-plotinische Tradition des Iamblichos von Chalkis. Er war ein leidenschaftlicher Vertreter des nichtchristlichen („heidnischen“) Synkretismus. Für ihn waren die gegenständlichen Dinge lediglich Erscheinungen, die Realität konnte nur aus den Ideen Platons bestehen. Wie bei Parmenides und Plotin ist das „Eine“ die eigentliche Wirklichkeit, es ist bei Proklos sowohl Gott als auch das Gute.

Die Werke des Proklos hatten großen Einfluss auf die christliche und arabische Scholastik, insbesondere durch die Vermittlung des Dionysius Areopagita. Sein Hauptwerk, die Stoicheiosis theologike (Theologische Elementarlehre), wurde im 13. Jahrhundert von Willem van Moerbeke aus dem Griechischen übersetzt, nachdem ein arabischer Auszug aus diesem Werk als Liber de Causis (Buch von den Ursachen) schon zu einem der wichtigsten philosophischen Elementarbücher der Hochscholastik geworden war. Für das Mittelalter, die Renaissance und den deutschen Idealismus wurde er damit zu einem der bedeutendsten Vermittler der neuplatonischen Philosophie.

Eine Reihe weiterer Schriften befassten sich mit Naturwissenschaften. In den Grundlagen der Physik fasste er aristotelische Erkenntnisse zusammen, er schrieb auch über Mathematik, Astronomie und Grammatik.

Er schrieb einen sehr einflussreichen Kommentar zum 1. Buch von Euklids Elementen der Geometrie (Euklids Elemente (im Original Stoicheia)). Die Vorreden über die Geschichte der Mathematik sind eine wichtige Quelle der Geschichte der griechischen Mathematik. Dieser Kommentar wurde von Johannes Kepler teilweise in seinem Buch Harmonice Mundi. (deutsch: Weltharmonik) ins Lateinische übersetzt. Der Mathematiker Max Steck hat 1945 die deutsche Übersetzung des Euklidkommentars von P.L. Schönberger mit umfangreicher Einleitung und Kommentaren veröffentlicht.

Einer der Schüler des Proklos war Ammonios Hermeiou, der bedeutenden Einfluss auf die Kommentierung des Aristoteles ausübte.

Quelle

  • Marino di Neapoli: Vita di Proclo, hg. Rita Masullo. Napoli 1985 (kritische Edition der Proklos-Biographie mit italienischer Übersetzung und Kommentar)

Textausgaben

  • Procli Diadochi hypotyposis astronomicarum positionum, hg. Karl Manitius. Teubner, Stuttgart 1974. ISBN 3-519-01732-6 (kritische Edition mit deutscher Übersetzung)

Übersetzungen (deutsch und englisch)

  • Proklos Diadochos: Über die Vorsehung, das Schicksal und den freien Willen an Theodoros, den Ingenieur (Mechaniker), übers. und erläutert von Michael Erler. Hain, Meisenheim am Glan 1980. ISBN 3-445-02100-7
  • Proklos Diadochos: Über die Existenz des Bösen, übers. und erläutert von Michael Erler. Hain, Meisenheim am Glan 1978. ISBN 3-445-01882-0
  • Proclus' Commentary on Plato's Parmenides, übers. von Glenn R. Morrow und John M. Dillon. University Press, Princeton 1987. ISBN 0-691-07305-8
  • Proklos: Kommentar zu Platons Parmenides 141 E - 142 A, übers. von Rainer Bartholomai. Richarz, Sankt Augustin 1990. ISBN 3-88345-432-X
  • Proklus Diadochus 410-485: Kommentar zum ersten Buch von Euklids "Elementen", übers. von Leander Schönberger, hrsg. Max Steck. Halle (Saale) 1945 (Übersetzung mit Kommentar)

Übersetzungen (lateinisch, mittelalterlich)

  • Proclus: Commentaire sur le Parménide de Platon. Traduction de Guillaume de Moerbeke, hg. Carlos Steel, Band 1: Livres I à IV; Band 2: Livres V à VII et Notes marginales de Nicolas de Cues. University Press, Louvain 1982-1985. ISBN 90-6186-124-1
  • Proclus: Elementatio theologica translata a Guillelmo de Morbecca, hg. Helmut Boese. University Press, Louvain 1987. ISBN 90-6186-244-2

Übersetzung (arabisch, mittelalterlich)

  • Proclus Arabus. Zwanzig Abschnitte aus der Institutio theologica in arabischer Übersetzung, hrsg. Gerhard Endress. Steiner, Wiesbaden 1973

Literatur

  • L. Siorvanes: Proclus: Neoplatonic philosophy and science, New Haven (Conn.) 1997
  • M. Perkams / R.M. Piccione (Hrsg.), Proklos: Methode, Seelenlehre, Metaphysik, Leiden 2006
  • Werner Beierwaltes: Procliana. Spätantikes Denken und seine Spuren, Klostermann, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-465-03513-8

Weblinks

Primärtexte